Blutstreich
Eine Kriminalgeschichte aus Tübingen, einer Stadt im reichen Nachbarland
und von einem armen Kontinent
Independently published
Amazon KDP, 2024
Plötzlich waren aus allen Richtungen heulende Sirenen zu hören,
am anderen Ufer der Limmat rasten Polizei- und Krankenwagen mit Blaulicht
vorbei, gefolgt von Sondereinsatzfahrzeugen.
„Ach, du meine Güte!“, rief Niels aus. „Was ist
denn da passiert? Ein Anschlag? Oder hat wieder so ein Irrer im Ferrari
mit zweihundert
Sachen in einem Tunnel überholt?“
Whyler zückte gleich sein Smartphone – das Medium, in dem sich
neueste Nachrichten, vor allem wenn sie schlimm sind, am schnellsten verbreiten.
Er wischte und tippte eine kleine Weile auf dem Display herum und wurde
blass.
„Holy shit!“, zischte der Amerikaner. „Bankraub mit
Geiselnahme in mehreren Instituten der Innenstadt gleichzeitig. Und in
Genf. Es ist
von mehreren Toten und Verletzten die Rede. Alles unbestätigt natürlich,
aber … O my God, in der SB sind diese Leute auch, und Zino und Alma
sind doch jetzt dort …“
(…)
In diesem Augenblick kam Bewegung in die Einsatzkräfte und in die
Meute der wartenden Journalisten und Fotographen.
Eine hochschwangere Frau wurde aus der Bank gelassen, sie gab
dem nächststehenden Polizisten wortlos und mit leerem Blick einen
DIN-A5-Zettel und wurde von zwei anderen Beamten umgehend zu
einem Sanka gebracht.
Der junge Polizist überflog schnell den Zettel und eilte gleich mit
schockiertem Blick und offenstehendem Mund zum Wagen der Einsatz-
und Verhandlungsleitung.
Auch Alma stand der Mund offen, als sie aus dem Mannschaftswagen
kam und gleich zu Vic Whyler und Niels Wolgrath rannte.
„Stellt euch das mal vor, Leute! So was gab’s wirklich noch nie.
Unglaublich!“, rief sie verdattert aus. „Das ist allem Anschein
nach eine vornehmlich politische Tat. Da drinnen kam gerade über
Funk von der Einsatzleitung, dass die Typen in den Banken den
Rücktritt
von diesem fürchterlichen Malupe aus Kopanga und dem Rest seiner
Regierung fordern, sie sollen alle umgehend in die Staatsmaschine
steigen und direkt hierher fliegen. Der Flug dauert normalerweise sieben
Stunden,
und für jede Stunde, die sie sich länger Zeit lassen, wird je
eine Geisel erschossen.“