Zäher Nebel
Eine Kriminalgeschichte aus Tübingen und östlichen
Gefilden
Independently published
Amazon KDP, 2018
In Soares’ düstere Gedankenspirale hinein ertönte ein
gellender Schrei.
Etwa zwanzig Meter entfernt sah er Kyra eine Art Veitstanz vollführen – sie
rannte ein paar Meter, hielt sich abwechselnd Augen und Ohren zu, sie
schlug sich auf die Wangen, sie wand und krümmte sich und lallte
und wimmerte dabei wie ein kleines Mädchen.
"Mas o que succede?" Manuel Soares ließ den Korb fallen
und stürzte zu seiner Freundin, er nahm sie an den Schultern und
schüttelte
sie.
"Kyra! Kyra, hör auf, beruhige dich doch! Was ist denn los?
Was ist bloß in dich gefahren?"
Kyra Kask zitterte unkontrolliert am ganzen Leib, sie schlotterte
regelrecht.
"D-d-da", heulte sie wieder auf und deutete vage hinter sich
auf eine Buche, die aus einem kleinen Dickicht aufragte.
Soares ließ Kyra los und wollte zu der Stelle gehen, doch sie klammerte
sich an ihn wie eine Ertrinkende.
"Lass mich nicht allein!"
"Was ist dort? Ich sehe nichts."
"Ein Mann, ich glaube, er ist t-t-tot."
"Was?"
Soares riss sich los und ging zu dem alten Baum hinüber. Kyra packte
seine Hand und folgte ihm, blieb dabei aber immer in der Deckung seines
Oberkörpers.
"O meus deus! Das ist ja entsetzlich!"
Vor dem Dickicht lag tatsächlich ein Mann und er sah ziemlich tot
aus. Er trug einen Thermosportanzug und Laufschuhe, er lag halb auf dem
Bauch, der Kopf war verdreht, Mund und Augen standen weit offen..