Jähe Stille
Eine Kriminalgeschichte aus Tübingen und der anderen ewigen Stadt
Independently published
Amazon KDP, 2021
Wie ein ferngesteuerter Roboter folgte Carlena von Hohhausen diesem Mann
und ließ ihn nicht mehr aus den vor lauter Starren feucht werdenden
Augen.
Währenddessen versuchte sie, ihren Schock zu verarbeiten und ihrer
Verwirrung Herr zu werden, versuchte, klar zu denken und eine Erklärung
für das Unerklärliche zu finden.
Doch sie war wie ausgelöscht.
Erst spürte sie nichts mehr, es war, als wäre ihr Herz stehen
geblieben, als würde das Blut nicht mehr in ihren Adern zirkulieren.
Dann war ihr, als würde sie innerlich zu einem Schwarzen Loch mutieren,
das sie mit Leib und Seele, Haut und Haar einsog, von innen nach außen
stülpte, verwirbelte und als Nichts wieder in ein flirrendes, kaltes,
immaterielles All aus-spuckte.
Dennoch unternahm sie krampfhafte Versuche, diesem Irrsinn, diesem
drohenden akuten seelischen Schmerz, dem bevor-stehenden Zusammenbruch
standzuhalten, ihn hinauszuzögern und irgendwie weiterzufunktionieren.
Ihr Gehirn oder ihr Unbewusstes halfen ihr insofern, als es,
das eine oder das andere, verzweifelt nach Antworten rang, auch wenn klar
war, dass es gar nicht wahr sein konnte. Dass es auf das, was sie gesehen
hatte und nun verarbeiten und durchleben musste, keine stimmigen Antworten
gab.
Das hier, das alles, ging doch nicht mit rechten Dingen zu. Es
war eine schiere Unmöglichkeit, es konnte gar nicht sein. Denn wie
ging es an, dass ein Mensch wieder von den Toten auferstanden war? Wie
denn nur? Unfassbar. Das war das eine. Es war so wie die x-te Krümmung
des Universums, die man zwar berechnen und dokumentieren, nicht aber mit
seinem kleinen, dreidimensionalen Menschenverstand begreifen konnte.