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Schwarzer Traum
Eine Kriminalgeschichte aus Tübingen, Oberkärnten und Niederbayern
Independently published
Amazon KDP, 2019

Wie kommt's denn jetzt, mein Gatte, oh, wie kommt's,
Daß du so ganz dir selbst entfremdet bist?
Dir selber, sagt' ich; mir ja wirst du fremd,
Mir, die ich, unzertrennlich dir vereint,
Nichts bin als deines Herzens bester Teil.
Ach, reiße nicht dein Innres von mir los!
Denn wisse, mein Geliebter, leichter träufst du
'nen Tropfen Wasser in die tiefe See,
Und nimmst den Tropfen unvermischt zurück,
Ohn' allen Zusatz oder Minderung, –
Als daß du dich mir nimmst, und nicht auch mich.
Wie müßt' es dich verwunden bis ins Mark,
Vernähmst du je, ich sei nicht treu und rein,
Und dieser Leib, der dir allein geweiht,
Befleckt durch Üppigkeit und schnöde Lust?
Du würd'st mich anspein, mich mit Füßen treten,
Den Namen Gattin ins Gesicht mir schleudern,
Die sünd'ge Haut mir reißen von der Stirn,
Den Trauring abhaun von der falschen Hand
Und ihn zerbrechen mit der Trennung Fluch; –
Ich weiß, du kannst; und darum tu' es auch!
Des Eh'bruchs Makel trag' ich schon an mir,
Mein Blut ist angesteckt von sünd'ger Lust;
Denn sind wir zwei wie eins, und du bist falsch,
So wohnt das Gift in meinen Adern auch:
Von dir berührt, werd' ich zur Buhlerin.
Drum halt' den Bund! Dem echten Bett sei treu;
Dann leb' ich rein, und du von Schande frei.

William Shakespeare, Die Komödie der Irrungen II,ii