Schwarzer Traum
Eine Kriminalgeschichte aus Tübingen, Oberkärnten und Niederbayern
Independently published
Amazon KDP, 2019
Peter Mehrfeldt atmete laut aus.
"Das kann jetzt wirklich nicht dein Ernst sein, Manuel. Der Mann
ist in den Bergen abgestürzt und hat sich das Genick gebrochen. End
of story. Das ist kein Kriminalfall. Und schon gar nicht meiner.
Was denkst du dir eigentlich? Ich kann doch keine Ressourcen
der Polizei auf deine
Hirngespinste verschwenden …", er hielt die Hand hoch, weil
Soares schon den Mund weit aufgemacht hatte, um vehement zu protestieren, "Phantasien,
die sich um folgenden Punkt spinnen – und da bin ich mir ganz sicher,
weil ich dich mittlerweile lange genug kenne, lieber Manuel –, also
den Punkt, dass diese Frau, weil sie angeblich nicht Gesine und
demnach auch nicht die Gattin ist, deinen Freund Morlok umgebracht
hat. Warum
auch immer, wozu auch immer. Schön und gut. Nur", er blickte
Manuel Soares eindringlich in die schwarzen Augen, "hast du in deinem
glühenden hobbykriminalistischen Eifer eine oder, besser gesagt,
die allesentscheidende schlechthinnige Schwachstelle übersehen, die
im Gravitationszentrum eines Schwarzen Loches aus drei Fragen
sitzt: Angenommen, diese Frau, die du heute und letztens im Dezember
gesehen hast, wäre
tatsächlich eine falsche Gesine Morlok – wer wäre diese
Dame und wie könnte sie in die Rolle der Gattin schlüpfen? Ein
Umstand, der übrigens auch das nicht zu vernachlässigende Mitwissen
und die Duldung des Gatten voraussetzen würde. Und dann müsste
man sich fragen, was das Ganze sollte. Aber vor allem stellt
sich doch die Frage: Wo wäre
dann die richtige Gesine Morlok abgeblieben?"